Was ist ein Dōjō?

Dōjō (jap. 道場 ‚Stätte des Dō, Ort des Weges‘) bezeichnet einen Trainingsraum für verschiedene japanische Kampfkünste. Aber Dōjō bedeutet viel mehr. Es ist nicht nur eine Sportstätte, sondern gleichsam Ort der Sammlung, des Friedens und der Selbstfindung. Im
Dōjō vergessen wir für kurze Zeit die Außenwelt, sind in uns gekehrt und verbinden uns mit dem Universum. Es ist Inspiration und zugleich spirituelle Kraftquelle.

 

1. Welche Dōjō Arten gibt es?

     Zunächst das Honbu-Dōjō (本部道場). Die Quelle, der Ursprung. In unserer Schule ist es das Dōjō von Shihan Carlos Molina in Berlin.

Vor  Ort gibt es das reguläre Dōjō oder auch mehrere zusammengefasste.

 

2. Was ist wichtig in einem Dōjō?
     Zum Beispiel die Raumorientierung. Es
gibt eine Frontseite: SHOMEN (正面). Obwohl stark buddhistisch geprägt, ist es in Japan in vielen Budō-Dōjō üblich, an der Stirnseite auch einen Kamidana (shintoistischer Hausaltar) aufzustellen, der als Kamiza bezeichnet wird. Dann spricht man von "Shinzen". Die Linke Seite bezeichnet man als Fukosen, Rechts Shusen. Die Eingangsseite nennt man Shimose. Wichtig ist, zu wissen, dass sich an der Stirnseite, in Blickrichtung links (Joseki) der Kamiza der Ehrenplatz für den Lehrer (Sensei) befindet. Die untere Seite (meist am Ausgang) nennt man Shimoseki und ist für Schüler.

 

3. Verhaltensregeln (Reishiki)

In jedem japanisch geprägten Dōjō sind Verhaltensregeln existenziell. Es gibt allgemeine Regeln und spezielle (Dōjōkun, die 5 Wege des Herzens Godoshin), auf die nach dem allgemeinen Teil eingegangen wird.
Während in der westlichen Welt das
Dōjō nichts weiter ist, als eine Sportstätte, reicht diese Bezeichnung in den japanischen Kampfkünsten nicht aus. Ein Dōjō ist wesentlich mehr als ein Punkt, an dem man gemeinsam Sport betreibt. Daher gelten besondere Regeln. Hier die allgemeinen Regeln, die allerdings der normale Menschenverstand selbst gebietet:

 

- vor dem Betreten des Dōjō Schuhe ausziehen

- betritt man das Dōjō, verbeugt man sich in Richtung Shomen (Kamiza) um zu bekunden, dass man sich den Regeln des Dōjō unterwirft

- Laute Geräusche und belangloses Gerede sind zu vermeiden, um Übende nicht aus der Konzentration zu reißen

- Beim Reiho ist die Sitzreihenfolge zu beachten. Die Höchstgraduierten sitzen am weitesten von der Tür weg. Diese Tradition stammt aus der Herrschaftszeit der Samurai und ist noch heute in ganz Japan üblich.

- Sauberkeit ist selbstverständlich nicht erwähnenswert. Wer von der Arbeit kommt und keine Gelegenheit zur Körperhygiene hat(te), findet in jedem Dōjō Gelegenheit dies nachzuholen. Nichts ist schlimmer, als mit dreckigen Füßen oder mit starkem Körpergeruch das Dōjō zu betreten.

- Finger-und-Zehennägel sind kurz zu halten (Verletzungsgefahr)
- Körperschmuck (Ketten, Ringe, Ohrringe, Nasenringe etc. sind abzunehmen (Verletzungsgefahr)

- sauberer Anzug (Gi)
- Höflichkeit und Respekt sind ebenfalls unabdingbar

 

Es gibt aber noch andere Regeln. Regeln, die weit über das hinausgehen, was für den tatsächlichen Umgang erforderlich ist, nämlich die Einstellung des Geistes. Shihan Carlos Molina und in der Folge auch Silvia Pellegrini Sensei bringt uns das Dōjōkun bei.